Ihr kennt das bestimmt: Ihr lernt etwas für eine Prüfung und hofft, dass euer Wissen reicht, um die Prüfung zu bestehen. Hoffentlich werdet ihr danach nie wieder nach diesem Thema gefragt!

Mir ging es so mit dem Business Model Canvas. Meine erste Begegnung damit war während meines Studiums. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich es total langweilig fand und hoffte, dass ich es in meinem Beruf niemals brauchen werde.

Nun sind seit meinem Studium einige Jahre vergangen und ich kann und möchte das Business Model Canvas gar nicht mehr wegdenken.

In diesem Blogpost erzähle ich dir, dass das BMC (kurz: BMC) nicht einfach nur langweilige Theorie ist und wie es dir in deinem beruflichen Alltag helfen kann.

Das BMC wurde von dem Schweizer Alexander Osterwalder entwickelt und 2008 veröffentlicht. Es ist ein Framework zur Visualisierung und Strukturierung von Geschäftsmodellen. Es gibt viele Arten, ein Geschäftsmodell zu beschreiben, also wieso sollte man das BMC verwenden?

Warum das BMC?

Ganz einfach:

  • Mit dem BMC schaffst du es, dein Geschäftsmodell auf einer Seite darzustellen.
  • Der Aufbau ist sehr einfach.
  • Aufgrund der Größe ist man gezwungen, auf den Punkt zu kommen.
  • Abhängigkeiten werden sofort erkannt.
  • Jeder kann damit arbeiten.

Bausteine und was man braucht

Ich erkläre dir nun, wie das BMC aufgebaut ist, aus welchen Bausteinen es besteht, und wie man am besten damit arbeitet.

Was du brauchst? – Einen Ausdruck des BMCs, Post-its und Stifte. Und schon kann's losgehen!


Das BMC besteht aus neun Bausteinen. Bei der Befüllung wird nach einer bestimmten Reihenfolge vorgegangen:

Customer Segments

Gestartet wird mit den Kundensegmenten. Zur Beschreibung deiner Kundensegmente solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • "Für wen schaffe ich mit meinem Angebot einen Wert?"
  • "Wer sind meine wichtigsten Kunden?"

Kannst du diese Fragen beantworten, so weißt du schon mal, für wen dein Business ausgerichtet ist.

Value Proposition

Als nächstes gilt es nun, zu jedem der Kundensegmente ein passendes Werteversprechen herauszufiltern. Dabei können dir die folgenden Überlegungen helfen:

  • "Für welches Problem wollen die Kunden eine Lösung haben?"
  • "Welchen Nutzen/Mehrwert biete ich dem Kunden?"
  • "Welche Kundenbedürfnisse möchte ich erfüllen?"
  • "Welche Kombination von Produkten und Services biete ich den Zielgruppen an?"

Channels

Anschließend stellt sich die Frage, über welche Vertriebs- und Kommunikationskanäle du den Wert an deine Kunden liefern möchtest. Hier können dir folgende Fragen helfen:

  • "Auf welchem Weg erreiche ich meine Kunden?" und
  • "Welche Kanäle funktionieren am besten, was sind die effizientesten Berührungspunkte?"

Customer Relations

In diesem Segment solltest du dir Gedanken darüber machen, welche Art von Beziehung du zu deinen Kunden pflegen möchtest. Fragen wie

  • "Welche Arte von Beziehung erwartet jedes Kundensegment von uns?"
  • "Was tue ich für den Aufbau, die Pflege und Erweiterung der Beziehung?"
  • "Passt die Form der Kundenbeziehung zu meinem Geschäftsmodell?"

können dir dabei behilflich sein.

Revenue Streams

Hier sind nun Preisstrategien gefragt, also eine Auflistung deiner Einnahmequellen, die mit deinen Kundensegmenten oder deinem Wert verknüpft sind. Du solltest dich fragen

  • "Für welchen Nutzen sind meine Kunden bereit zu zahlen und wie viel?"
  • "Wie bezahlen sie gerade und wie würden sie gerne bezahlen?"
  • "Wie viel trägt jede Einnahmequelle zum Gesamtumsatz bei?"

Key Resources

"Welche Schlüsselressourcen verlangen meine Value Proposition, meine Kundenbeziehungen, meine Vertriebskanäle, meine Einnahmequellen?" – Wenn du diese Frage beantworten kannst, kennst du alle notwendigen Ressourcen, die benötigt werden.

Key Activities

Hierbei geht es um die zentralen Aktivitäten, die notwendig sind, damit du dein Produkt / deinen Service anbieten kannst:

  • "Welche Aktivitäten sind notwendig, um den Kundennutzen zu erfüllen?"
  • "Welche Aktivitäten benötigen die Vertriebskanäle, die Einnahmequellen und welche die Kundenbeziehungen?"

Key Partners

Hier werden deine Kooperationspartner aufgeführt mit den folgenden Fragen:

  • "Wer sind meine Schlüsselpartner und wer meine Schlüssellieferanten?"
  • "Bei welchen Schlüsselressourcen und bei welchen Schlüsselaktivitäten bin ich von den Partnern abhängig?"

Cost Structure

Schlussendlich wird die Finanzplanung betrachtet. Fragen, die du dir stellen solltest, sind:

  • "Welche sind die wichtigsten Kosten meines Business Modells?"
  • "Welche Schlüsselressourcen und welche Schlüsselaktivitäten sind am teuersten?"

Sobald du alle Segmente mit den oben beschriebenen Fragen beantwortet hast, hast du ein vollständiges Business Model vor dir liegen. Herzlichen Glückwunsch!

Dieses kannst du nun mit deinem Team, Kollegen, Stakeholdern etc. teilen und in Kürze wirst du alle Beteiligten mit deiner Strategie erreicht haben.

Noch Zweifel?

Du bist noch nicht überzeugt? Hier noch ein paar Punkte, weshalb ich das BMC so gerne verwende:

Kommunikation

Beim Ausfüllen des BMC wirst du auf einige Fragen / Unklarheiten stoßen und den Rat deiner Kolleg:innen oder Partner:innen erfragen. Hierbei entstehen sehr wertvolle Diskussionen. Ihr diskutiert über euer eigenes Modell und entdeckt Dinge, die euch vorher gar nicht bewusst waren. Während dieser Kommunikation lernt ihr euer Business Modell noch besser kennen und verstehen, um so in Zukunft auch bessere Entscheidungen treffen zu können.

Visualisierung und Transparenz

Das Plakat kann ausgedruckt überall aufgehängt werden: im Pausenraum, in Meetingräumen, im Gang, auf der Toilette. Digitalisieren kannst du es selbstverständlich auch und in den verschiedensten Tools verbreiten, die ihr bei euch im Einsatz habt. Mit Tools wie Jira Align kannst du dein Business Modell kreieren und für alle transparent verwenden.

Gemeinsames Verständnis

Mit dem BMC schaffst du global ein gemeinsames Verständnis deiner Strategie. Mit den neun Segmenten ist so ziemlich alles auf den Punkt gebracht worden – welchen Wert du schaffen möchtest und welche Faktoren wie darauf Einfluss nehmen. Jede einzelne Person in deiner Organisation kann nun ihre Entscheidungen darauf auslegt treffen. So zieht ihr alle am selben Strang! Und das ist doch so viel besser als ein 100-seitiges Dokument zu erstellen, das am Ende sowieso niemand liest. 😉

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